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Keine Angst vor dem Tod

Das Thema Tod ist etwas über das man nicht sprechen will. In Deutschland ist es ja fast ein Tabuthema. Im asiatischen Ländern hingegen, feiert man den Tod teilweise sogar.

Seitdem ich Zen-Meditation praktiziere, nimmt meine Angst vor dem Tod kontinuierlich ab. Vielleicht liegt es auch am zunehmenden Alter. Jedenfalls ist der Tod ein exzellenter Lehrmeister. Wenn wir begreifen, dass alles vergänglich ist, leben wir viel intensiver. Jeder Moment könnte der Letzte sein. Das alles vergänglich ist, kann man auch sehr gut durch die Naturschau erlernen. Die Japaner machen sich dies durch die fallenden Blätter der Kirsche bewusst. Mit diesem Bewußtsein der Vergänglichkeit ist es dann auch nicht mehr wichtig Konsumgüter oder Reichtümer anzuhäufen. Man lebt gelassen und friedlich. Man kann sogar seine „Feinde“ lieben, da diese ja auch nicht mehr lange auf der Erde sind. Spannend ist auch, dass wir eigentlich ständig sterben und wieder neu geboren werden, in jeder Sekunde. Das kaum greifbare „Ich“ ist ständig im Wandel begriffen. Und viele die sich selbst kaum noch wahrnehmen durch Drogen, übermäßigen Fernsehkonsum etc. sind doch eigentlich jetzt schon tot, oder nicht? Und wie sagte man schon damals? „Memento mori“ –> Bedenke den Tod.

Aktion und Reaktion, bei der Meditation, wie im Leben

Wenn mir beim Meditieren die Haut juckt … was für ein seltsamer Anfang für einen Blogartikel. 🙂

Oft wenn ich meditiere, juckt mir die Haut. Besonders doll juckt sie im Gesicht. Der Juckreiz wird mit der Zeit immer stärker und stärker und jeder hätte sich jetzt längst gekrazt. Ich denke, nur die wenigsten haben mal die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man dem Juckreiz widersteht. Also mal ausprobieren. 🙂

Aber ich sitze ruhig und mit sehr geradem Rücken in der Zen-Haltung und bewege mich nicht. Es geht im Zazen darum nicht auf sofort auf alle Reize zu reagieren. Aufmerksam und achtsam wahrnehmen, ja. Reagieren, nein. Man lässt sich nicht steuern, sondern man selbst steuert. Zen bringt dich vom Reagieren zum Agieren.

Diese Übung mit dem Nicht-Jucken wirkt sich dabei auf alle Lebensbereiche aus. Wenn etwas passiert, richten wir unseren Fokus darauf. Wir lassen uns von diesem Ereignis/Moment gefangennehmen. Und dann wollen wir sofort auf dieses Ereignis einwirken. Ich denke, dass durch Zazen der Blick aus der Ferne trainiert wird. Man kann aus jeder Situation zurücktreten und diese viel neutraler beobachten. Man nimmt die Vogelperspektive ein.

Sehr spannend ist dann die Fast-Gleichzeitigkeit der Perspektiven. Also ich bin dann ständig im Wechsel zwischen Eintauchen in das Ereignis und dem Herauszoomen. Mir ist bewusst, worüber ich gerade nachdenke. Ich befinde mich auf der Meta-Ebene und bin mir über mein Denken bewusst.

So entsteht mit der Zeit immer mehr Autonomie und Selbständigkeit. Man ist nicht mehr der Getriebene und man fühlt sich nicht mehr ohnmächtig. Man lässt viele Sachen einfach geschehen, so wie wenn die Wolken am Himmel vorbeiziehen. Man ist nun ein stillerer Beobachter.

Leben im Jetzt

Zur Mittagszeit grüßt man sich auf dem Flur. Eine Frau: „Mahlzeit.“ Ich: „Hallo.“ Sie: „Danke.“ — Was ist passiert? Sie hat automatisch geantwortet. Sie war geistig nicht anwesend. Nicht aufmerksam. Und so rauscht das Leben vorbei ohne das man es merkt. Sei jeden Augenblick hellwach!

Meine Lebenphilosophie

– Schütze die Natur, denn du bist ein Teil von ihr. Du kommst aus ihr und du gehst wieder in sie hinein.
– Bleibe ganz natürlich. Es ist nicht notwendig sich zu schminken oder zu schmücken.
– Glaube nicht dem Geschwätz der anderen, der Eltern, der Schule, sondern mache selbst Erfahrungen.
– Diskutiere nicht lange über falsch und richtig. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den verschiedenen Meinungen und ist ständig im Wandel.
– Atme in den Bauch. Das wird dich entspannen.
– Es gibt nichts wovor man sich fürchten braucht. Nicht mal den Tod.
– Der Tod ist ein großer Lehrmeister. Wer sich mit dem Tod auseinandersetzt, wird jede Minute vollkommen auskosten und sein Leben nicht einfach dahinleben.
– Hass –> Hass ist nur Unwissen und Unverständnis. Hass entsteht, wenn einer anders handelt als du. Doch wenn du den Kontext seines Handeln siehst wird sich dein Hass auflösen.
– Habgier –> Habgier ist ein Produkt der Angst. Angst verloren zu sein wenn man alles verloren hat. Doch du wirst nicht verloren sein. Die meisten sind in ihrer Angst verloren.
– Frieden –> Frieden wird es niemals geben. Denn der Mensch ist tief im Inneren ein wildes Tier, dass nur nach Fressen und Sex aus ist. Dafür ist er bereit, anderen zu schaden. Und im niemals untergehenden Gruppenwahn entsteht dann auch mal Krieg.
– Vergänglichkeit –> Alles ist vergänglich. Alle Beziehungen werden enden und all dein Besitz wird mit der Zeit kaputt gehen oder an Wert verlieren. Darum ist es nicht so wichtig sich übermäßig über etwas zu freuen oder über etwas zu trauern. Siehe alles aus einer langfristigen Perspektive heraus. Im Leben geht es immer auf und ab, auf und ab.
– Lebe so, dass du nicht bereuen musst.
– Sei wie ein Kind.

Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. Auch über Kritik oder weitere Punkte die ich noch einbauen könnte.

Zen ist …

die Wissenschaft zur Erforschung des Selbst.

Geld vs. Zufriedenheit

Einer meint, „Ich will reich sein.“ Meint er damit nicht eher das er glücklich sein will? Kann man Glück durch Geld kaufen? Bis zu einem gewissen Maße braucht man Geld um einen Mindeststandard zu erreichen. Damit meine ich einfache Kleidung, einen gefüllten Kühlschrank und ein Dach über dem Kopf. Doch wenn die Deutschen von reich sein sprechen, meinen sie damit einen Betrag von geschätzt mindestens 500.000 Euro. Dabei hat sich gezeigt, dass die Freude an neu gekauften Konsumgütern gar nicht so lange anhält wie erwartet. Nach dem Mercedes muss dann bald ein Porsche her, und das oft nur weil der Nachbar auch Mercedes fährt. Die Leute laufen ein Leben lang dem Geld hinterher. Wenn sie dann viel Geld haben, muss es immer mehr sein um die Bedürfnisse zu befriedigen. Die Messlatte wird dabei stetig und infinitesimal nach oben gelegt. Wie beim Frosch im Kochtopf, der auch nicht weiß was mit ihm geschieht. Die Leute schwimmen im Geld und sind trotzdem immer wieder unzufrieden. Zufriedenheit basiert langfristig gesehen eben nicht auf Geld. Ob die Reichen das merken? Ich empfehle ihnen einen dreiwöchigen Tempelbesuch in Antaiji oder Sojiji! 🙂

Ob ich will oder nicht – jeden Tag Zazen

In diesem Jahr habe ich an 43 von 45 Tagen meditiert. Diese zweimal war es einfach unmöglich Zazen zu machen. Einmal weil ich mit den Kindern, die ich ins Bett bringen wollte, eingeschlafen bin. Und einmal ging es mir nicht gut.

Es gab einige Tage an denen ich keine Lust hatte mich auf das Sitzkissen zu setzen, und es dann aber doch tat. Nicht weil ich wollte, sondern weil ich musste. Weil nur derjenige erfolgreich ist, der kurzfristige Stimmungsschwankungen ignoriert und das langfristige Ziel nicht aus den Augen verliert. Diese Sitzungen waren dann sehr unruhig. Doch in den Sitzungen, in denen ich unruhig bin und mich am liebsten ins Bett legen möchte, gerade diese Sitzungen sind wichtig. Ich versuche den Gedanken nur wenig Raum zu geben. Doch gestern hatten mich die Gedanken völlig vereinnahmt, vielleicht auch weil gerade so viel in meinem Leben passiert. Am Ende der Sitzung war mir die Unruhe sehr bewusst, was ich als sehr positiv bewerte. Es werden wieder Sitzungen kommen, in denen nur kurz Gedanken-Blops auftauchen und ich ziemlich leer bin. Leer sein heißt hier nicht leblos, sondern sogar im Gegenteil völlig aufmerksam für meine Umwelt. – So langsam merke ich, dass dieses Meditieren in ein Ritual übergeht, was mich sehr glücklich macht.

Zazen Tag 12 oder die Psychologie des inneren Schweinehundes

Heute bin ich wieder erkältet. Doch ich darf meine Serie zur Zen-Meditation nicht abbrechen. Mein Ziel ist weiterhin 100 Tag hintereinander zu sitzen. Und das Schwierigste ist jetzt nicht das Sitzen selbst, sondern das Aufraffen zum Sitzen. Ich liege mit teilweisem Schüttelfrost und Kopfschmerzen trotz Schmerztablette im Bett. Doch ich muss Zazen genau jetzt zum Ritual machen. Es ist schon interessant, dass sich irgendetwas in meinem Gehirn so dagegen wehrt? Kann mir jemand die Psychologie des inneren Schweinehundes erklären?

EDIT:

Das Problem ist sicherlich auch, dass ich die Vorteile des Zazen erst langfristig erfahren werde. Es braucht also viel Geduld. Eine leichte Änderung in meinem Verhalten spüre ich schon. Doch darüber schreibe ich erst nach Erreichen der 100 Zazen.

100 Tage hintereinander Zazen!

Vor ein paar Wochen zeigte ich einem Freund meinen Blogartikel über das Leben nach dem Tod aus zen-buddhistischer Sicht, da ich anderen die Weisheit des Zen näher bringen möchte. Als dieser mir dann erzählte, dass er den Artikel nur halbherzig gelesen hatte, war ich enttäuscht. Enttäuscht auch deshalb weil es sich um eines der wichtigsten Themen handelte, den Tod. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir dem Thema Tod gerne ausweichen. Ich finde die Auseinandersetzung mit dem Tod jedoch sehr wichtig. Indem ich mir meiner Vergänglichkeit bewusst bin, führe ich ein viel intensiveres Leben und koste jeden Moment aus. Mir kam dann der Gedanke, dass es vielleicht garnicht so sinnvoll ist über Zen zu reden. Und so entschloss ich, vom 1.1.2015 an, 100 Tage lang täglich Zazen zu machen. Frei nach dem Motto: Handeln statt Reden.

Ein Freund von mir will bald einen Marathon laufen, wofür es viel Disziplin braucht. Doch um 100 Tage Zazen zu machen, braucht ein Vielfaches an Disziplin. Ich bin auch mal einen Marathon gelaufen, darum sehe ich den Unterschied deutlich. Ich werde bald wieder berichten ob ich durchgehalten habe.

Zen – Principles and Practices (Enhanced version)

Eine sehr gut Reportage über das Leben in einem authentischen Zen-Kloster.
https://www.youtube.com/watch?v=CfR_ZkRQz3Q

Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?

Ich möchte mich dieser Frage aus der zenbuddhistischen Sicht nähern.

Erst einmal kurz zum Glauben. Als Zen-Buddhist glaubt man nicht. Zen ist keine Religion und verzichtet daher auf jegliche Dogmen, also auch auf den Glauben. Es ist wichtig sich selbst eine Meinung zu bilden, doch der Tod ist nicht erfahrbar. Ist der Tod deshalb eventuell sogar irrelevant? JA!

Dazu eine Geschichte aus Japan:

„Meister, gibt es ein Leben nach dem Tod?“
„Das weiß ich nicht.“
„Aber bist du denn nicht der Meister?“
„Ja, aber kein toter Meister.“

Zen hat einen radikalen Lebensbezug, der die Frage nach dem Tod sinnlos macht!

Sind viele von uns nicht wie Zombies, die kaum auf ihr Selbst hören? Die stur das tun, was ihnen ihre Eltern, Lehrer, Freunde, Medien, Politiker etc. ständig eintrichtern. Sind die Jahre dann gezählt, bekommen sie es mit der Angst zu tun. Denn der Sensenmann kommt genau dann, wenn man gerade ungestört vor dem Fernseher seine Chips in sich reinstopft.

Ich höre durch die Zen-Meditation (Zazen) tief in mich hinein und finde immer mehr mein wahres Selbst, welches mir ein zufriedenes, glückliches und authentisches Leben ermöglicht. Zuerst ist es aber wichtig all die Vorurteile hinter sich zu lassen und die Welt durch die Augen eines Kindes zu sehen. Im Zen nennt man dies den Anfänger-Geist. Tue alles so, als wäre es das erste Mal.

Meine Antwort auf die Frage nach dem Tod lautet von nun an: Glaubst du an einen Tod während des Lebens? Ich schon. Doch ich wehre mich beständig gegen ihn. 🙂

Nicht-Selbst ist wie ein gradueller Tod.

Was ist Zazen?

Zazen ist

– die „Sitzmeditation“ im Zen-Buddhismus

– die Haltung des Buddha

– eine sehr exakt festgelegte Körperhaltung

– anfangs eine nicht wertende Beobachtung des Gedankenstroms. Später dann eine immer länger andauernde Pause im Gedankenstrom

– Zazen ist die Zeit, in der Gedanken keinen Raum gegeben wird

– das Erleben des Hier und Jetzt

– Ruhe und Stille

– das reine Sitzen / das Nur-Sitzen

– eine Praxis, die zur Einheit von Körper und Geist führt

– das Finden des wahren, natürlichen Selbst

– das Ablegen aller Vorurteile (die durch Eltern, Schule, Gesellschaft etc. aufgebaut wurden)

– die Übung des Zen

– das, was man besser tut, als darüber zu sprechen

– das Erfahren der realen Welt, ohne den Schleier der Illusion

Ich würde mich über Kommentare und Ergänzungen sehr freuen.

Gruß Steffen

„Being absent for a while …“

„Being absent for a while is the same as being dead.“ – Hakuin