Hochsensible in der Arbeitswelt

Mein Chef liebt es Kritik auszuteilen. Vielleicht weil er ein Kontrollfreak ist und sicher auch weil er selbst Druck von oben bekommt. Aber dieser Grund ist mir jetzt egal. Ich als hochsensible Persönlichkeit (HSP) nehme die Kritik viel stärker war als andere in meinem Team, die da sagen: „Hier rein, da raus.“ Aber das kann ich nicht. „Hier rein und Dauerschleife“, ist meine Antwort. In einer E-Mail an meinen Chef beschrieb ich meinen Frust darüber. Er meinte, dass er auch mit anderen in meinem Team gesprochen hätte und sie die Kritik nicht (so sehr) belastet. Will er damit sagen, dass ich nicht in dieses Arbeitssystem passe?

Der Stress und Druck in der Arbeitswelt nimmt auch immer weiter zu. Das heißt, dass es im Prinzip nutzlos ist zu flüchten. Ich will mich der Situation stellen. Wenn ich mich weiter anstrenge, nimmt die Kritik um 10% ab und der Stress durch die Arbeit 50% zu. Das kanns auch nicht sein. Wenn ich weniger arbeite, sinkt der Arbeitsstress und die Kritik bleibt ungefähr gleich. Vielleicht wäre das mal ein sinnvoller Weg.

Den Firmen geht es leider auch nicht um das Wohl der Mitarbeiter. Es geht darum mehr Profit zu machen, um die Stake-Holder und (bösen) Aktieninhaber zu befriedigen. Und wenn ein paar dabei umklappen holt man jemanden aus dem riesigen Herr der Reservearmee. Keiner ist an den Individiuen interessiert.

Hartz 4 ist auch kein Ausweg. Das bedingungslose Grundeinkommen hört sich gut an, aber ist es finanzierbar? Dieses System wie es jetzt existiert, kann langfristig nicht funktionieren, mitfristig hingegen leider schon. Erst wenn es immer mehr psychisch Kranke, Diebstähle und Raubbau an der Natur gibt kommt der Wandel. Vieles wird sich wandeln. Jetzt kommt Industrie 4.0. Und dann in ca. zehn Jahren kommen die Roboter. Menschen werden dann in der Arbeitswelt immer weniger gebraucht, können aber hoffentlich doch noch ein erträgliches Leben führen. Wenn sie dafür kämpfen, dann wird das Leben vielleicht sogar eines zum Wohlfühlen.

Ich würde mich sehr über Kommentare freuen!

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4 Antworten zu “Hochsensible in der Arbeitswelt”

  1. Highly Sensitive Person (High Sensation Seeker) sagt :

    Lieber Steffen!

    Eine weitere Eigenschaft Hochsensibler ist, dass sie oft gerne Annahmen treffen, die so nicht immer stimmen.

    Wenn er sagen wollte, dass du nicht in dieses Arbeitssystem passen würdest, dann würdest du das auch genau so gesagt bekommen. Punkt.

    Wieviel Zeit ist denn vergangen, nachdem du deine Mail an deinen Chef geschickt hast? Bei mir ist es oft so, dass ich nach so einer Situation, in der ich mich in die Enge getrieben fühle bzw. mit dem Rücken zur Wand stehe mich erstmal wieder sammeln muss. In dieser Sammelphase habe ich dann die Gelegenheit, meine Scheuklappen mal abzusetzen und nach links und rechts zu schauen, wie die anderen das tatsächlich aufnehmen. Und wie alle das nach ein paar Tagen verdaut haben.

    Kommt eine solche Kritik tatsächlich öfter vor und trifft dich und auch Kollegen öfter, dann besteht Handlungsbedarf.

    Hast du mal mit deinen Kollegen geredet? Bist du dir sicher, dass alle so auf Durchzug stellen?!? Es gibt auch sehr viele Menschen, die das einfach nicht zugeben.

    Aber ehrlich? Bei mir hallen solche Sachen auch ganz lange nach. Und es gibt leider Choleriker unter den Chefs. Für Hochsensible ist das leider nicht immer das optimale Arbeitsumfeld.

    Hast du vielleicht angenehme Kollegen, mit denen du über die Situation offen sprechen kannst? Vielleicht relativiert so ein Gespräch das Ganze.

    Hast du mal versucht, nach solch einer Kritik – wenn der Kopf sich nur noch dreht – raus aus der Situation zu gehen und irgendwohin, wo sich dein Kopf wieder beruhigen kann? Auf meinem Blog habe ich ein paar Strategien aufgeschrieben, wie man sich selbst und seine Denkblockaden oder Gedankenschleifen wieder etwas in den Griff bekommt.

    Leider ist es nicht wirklich hilfreich, sich hinzustellen und zu sagen: „Hey, ich bin hochsensibel, jetzt bringen sie das Ganze mal etwas freundlicher rüber, bitteschön!“

    Es gibt Menschen, die sind nicht kritikfähig und genau diesen Hochsensibilität zu erklären, nun ja, da wäre ich eher vorsichtig. Schau einfach mal für dich, was du in solchen Situationen passiv für dich machen kannst… Im Internet kursieren diesbezüglich – auch bezüglich Gedankenschleifen – schon recht viele Infos von anderen Hochsensiblen.

    Ganz liebe Grüße und einen guten Ausstieg aus dem Gedankenkarussell wünscht dir
    Julia

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  2. vektorweg sagt :

    Ist das jetzt Kritik aus der man was lernen kann, oder Kritik über etwas schwer/unmöglich verbesserbares, oder eher Beschimpfung?

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  3. steffensteffensteffen sagt :

    @Julia

    Hallo liebe Julia,

    Er meinte, dass Kritik und Druck in unserem Job als Ingenieur normal wäre. Und wenn ich dabei krank werden sollte, eventuell doch besser einen andere
    Stelle suche sollte.

    Julia: Wieviel Zeit ist denn vergangen, nachdem du deine Mail an deinen Chef geschickt hast?

    Kurz nach der Aufzählung der Kritikpunkte habe ich mit ihm gesprochen, am Abend dann noch die E-Mail geschrieben. Dabei bin ich auf jeden Fall zu emotional rangegangen. 😦

    Julia: Kommt eine solche Kritik tatsächlich öfter vor und trifft dich und auch Kollegen öfter, dann besteht Handlungsbedarf.

    Es war z.B. sehr viel Kritik wg. einer fehlerhaften Präsentation die wir zusammen erstellen sollten. Doch da ich viel Arbeit reingesteckt habe, verursachte ich auch den Fehler. Er hat also alle angesprochen doch ich war der „Schuldige“. Doch auch wenn man sich noch so anstrengt, wird es immer Fehler geben.

    Julia: Hast du mal mit deinen Kollegen geredet? Bist du dir sicher, dass alle so auf Durchzug stellen?!? Es gibt auch sehr viele Menschen, die das einfach nicht zugeben.

    Zwei Kollegen meinten, dass sie wirklich auf Durchzug stellen.

    Julia: Hast du mal versucht, nach solch einer Kritik – wenn der Kopf sich nur noch dreht – raus aus der Situation zu gehen und irgendwohin, wo sich dein Kopf wieder beruhigen kann? Auf meinem Blog habe ich ein paar Strategien aufgeschrieben, wie man sich selbst und seine Denkblockaden oder Gedankenschleifen wieder etwas in den Griff bekommt.

    Wenn das aber ständig vorkommt, man nebenbei noch beleidigt wird, dann reicht ein Tropfen um das Fass zum überlaufen zu bringen.

    Julia: Leider ist es nicht wirklich hilfreich, sich hinzustellen und zu sagen: “Hey, ich bin hochsensibel, jetzt bringen sie das Ganze mal etwas freundlicher rüber, bitteschön!”

    Ich meinte, dass ich mich sehr angestrengt habe. Insgeheim hätte ich mir also auch mal ein Lob erwartet. Da meinte mein Chef: „Wie im Abschlusszeugnis, er hat sich immer bemüht. Aber wichtig ist nicht die Bemühung, sondern das Ergebnis.“ Da ist eine große Diskrepanz zwischen den Erwartungen und den Leistungen von mir UND meinen Kollegen.

    Gruß Steffen

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  4. steffensteffensteffen sagt :

    Ich habe den Artikel jetzt weitergeschrieben.

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